Was mache ich an Silvester? Seit letztem Jahr beantworte ich diese alljährliche Frage aller Fragen mit „ich verreise“. Dieses Mal ging es nach Hongkong. Nachdem Mexiko mit der Marco Polo Young Line ein voller Erfolg war, hieß es wieder „Gruppenreise, ich komme“. Dieses Mal gab es für die Anreise zum Glück einen Direktflug über 11h mit Lufthansa. Obwohl ich bisher gemischte Erfahrungsberichte über Langstreckenflüge mit Lufthansa gelesen habe, kann ich im Großen und Ganzen nicht klagen. Der Service war super und das Entertainmentprogramm sorgte für einen kurzweiligen Flug.
Frisch gelandet in Hongkong am frühen Abend begrüßte unsere Gruppe unser Reiseleiter Michael (ja, ein Einheimischer – in Hongkong ist es anscheinend fancy, seinen Kindern englische Namen zu geben). Zunächst ging es zum Check-In ins Hotel Dorsett Kwun Tong. Das Hotelzimmer war sehr sauber und ich erwischte ein schönes Eckzimmer im 20. Stock mit eingeschränktem Meerblick. Zum Thema Frühstück darf ich eigentlich nichts mehr schreiben, da ich hier im Allgemeinen sehr speziell bin. Als typischer Deutscher vermisst man selbstverständlich eine Auswahl an Broten sowie die geliebte Käse- und Wurstplatte. Das Porridge stimmte mich aber dann wieder halbwegs versöhnlich.
Das Hotel liegt zwar etwas außerhalb, das Zentrum, ist jedoch aufgrund der nahe gelegenen U-Bahn gut erreichbar. In puncto öffentlicher Nahverkehr kann sich die MVG insbesondere bei der Verständlichkeit des Netzes hier noch einige Scheiben abschneiden. Das Verkehrsnetz funktioniert ähnlich wie in London mit der Oyster Card, in Hongkong Octopus Card genannt. Nachdem man einmalig HKD 50,- Kaution gezahlt und die Karte aufgeladen hat, kann man sich im öffentlichen Nahverkehr frei bewegen. Selbst ohne die Octopus Card Einzelkarten zu ziehen ist durch Auswählen der Endstation am Automaten kinderleicht machbar. Die Bahn fährt unter der Woche bis Mitternacht und am Wochenende durchgängig. Die Octopus Card kann man am Service-Schalter wieder zurückgeben – auch noch möglich am Flughafen.
Allgemein fällt es einfach, sich in Hongkong direkt zurechtzufinden. Im Gegensatz zu manch anderen asiatischen Ländern ist in Hongkong alles auch auf Englisch beschriftet und in der Stadt kommt man ebenfalls mit Englisch überall weiter.
Am Abend zog mich neben der Neugier auch der Hunger in die Stadt. Ich entschied mich für das Restaurant Din Tai Fung, welches mehrere Filialen in Hongkong besitzt. Ein erster großer Pluspunkt für chinesisches Essen: Man bestellt mehrere kleine Sachen und alles kommt in die Tischmitte. Man sollte daher schauen, immer mit einer möglichst großen Gruppe essen zu gehen 😉 Hier kann man sich dann nach Lust und Laune durchprobieren. Besonders zu empfehlen ist natürlich Dim Sum. Das Essen im Din Tai Fung konnte rundum überzeugen. Frisch gestärkt machte ich dann noch einen Abendspaziergang durch den Kowloon Park vorbei an der Avenue of Comic Stars (mit Fotoshooting) und zum Hafen mit Blick auf die Skyline.
Den ersten Tag verbrachte ich hauptsächlich auf Hongkong Island. Nach einer kurzen Tour durchs Zentrum vorbei an der St. John’s Cathedral und dem HSBC Tower entkam unsere Gruppe mit der Peak Tram dem Großstadtdschungel. Belohnt wurde man oben auf dem Peak mit einer fabelhaften Aussicht auf Hongkong.
Runter ging es dann nicht mit der Tram, sondern sportlich zu Fuß. Der Fußweg spuckte mich unten direkt in Soho aus – ja, auch Hongkong hat ein Soho. Hier besuchte ich den Man-Mo Tempel, gelegen inmitten der Hochhäuser. Ich würde nicht mit der besten Kleidung in den Tempel gehen. Aufgrund der ganzen Räucherstäbchen fängt man sich nicht nur eine halbe Rauchvergiftung ein, sondern riecht danach auch wie nach einem Abend am Lagerfeuer.
Den Nachmittag über hatte unsere Gruppe Freizeit, die ich erstmals zur Stärkung nutzte. Mein innerer Radar führte mich dabei gleich zu einem Hipster-Laden (#raw, #glutenfree #vegan). Die Preise im Grassroots waren dementsprechend gesalzen, mein Tikka Masala und der Kurkuma Chai Latte aber dafür auch sehr lecker. Nach einem kurzen Abstecher über die mit 800m längste Rolltreppe der Welt nutzte ich für den Rückweg auf die andere Seite der Stadt nicht die U-Bahn, sondern die Fähre. Hier sehr praktisch: Die Fähre kann auch mit der Octopus Card genutzt werden und man hat während der Überfahrt nochmals einen schönen Blick auf Hongkong. Zum Sonnenuntergang ging es dann in den 118. Stock des höchsten Gebäudes Hongkongs, dem ICC (484 m). Hier befindet sich die OZONE Bar des darunter gelegenen Ritz Carlton. Die Preise sind zwar der Höhe des Gebäudes angepasst, aber ein Getränk war gerade noch so für alle finanzierbar. Außerdem war die Aussicht auf die Skyline Hongkongs im Preis inklusive. Nach etwa 25.000 Schritten am Tag gestaltete sich der Abend nach einem kurzen Abendessen to go entsprechend ruhig.
Am nächsten Morgen hieß es wieder in der Früh aufstehen. Der Morgen begann zunächst am Diamond Hill im Nan-Lian-Garten und dem daran angrenzenden Chin-Lin-Nonnenkloster im Stil der Tang-Zeit. Der Garten und die Tempelanlage bieten einen ruhigen Kontrast zu den Hochhäusern herum. Anschließend ging die Tempeltour weiter zum Wong-Tai-Sin-Tempel. Wer hier noch wissen wollte, was das neue Jahr so bringt, konnte sich die Zukunft von etlichen im Tempel stationierten Wahrsagern deuten lassen. Den restlichen Morgen tummelte sich unsere Gruppe noch in der Yuen Po Street auf einem Merkt für Singvögel, auf dem Blumenmarkt und zum Abschluss auf dem Lebensmittelmarkt. Zum Nachmittag hieß es dann für mich ab zurück ins Hotel und Styling zur Silvesterparty. Der Silvesterabend startete mit einem sehr leckeren Essen in einem Fischrestaurant. Damit sich unsere Gruppe die Pole Position zum Feuerwerk am Victoria Harbour sichern konnte, mussten wir anschließend rechtzeitig aufs Boot. Die einstündige sehr kalte Bootstour war es aber mehr als wert, denn pünktlich zum Jahreswechsel hatte ich beste Sicht auf das fast 15 Minuten anhaltende Feuerwerk. Leider hieß ganz vorne beim Feuerwerk dann umgekehrt ganz hinten beim Anlegen, sodass ich erst gegen 2 Uhr wieder im Hotel ankam. Anstatt einer Disco-Tour entschied sich unsere Gruppe daher dazu, eine Privatparty im Hotel zu organisieren.
Nach der Silvesternacht gönnte ich mir zu Neujahr zunächst ein spätes Mittagessen im The Hunt Coffee & Roastery gegenüber des Hotels. Danach verbrachte ich den restlichen Tag im Spa des Ritz Carlton. Das Spa können auch Nichtgäste des Hotels mit einem Tagespass in Höhe von HKD 700,- (ca. EUR 80,-) nutzen. Alternativ hatte ich noch überlegt, den Spabereich des Grand Hyatt oder des Mandarin Oriental zu nutzen. Das Grand Hyatt hat jedoch nur einen beheizten Außenpool. Bei den Temperaturen während unseres Aufenthalts hat mich dies nicht wirklich gereizt. Das Ritz Carlton konnte jedoch schlussendlich mit der Aussicht überzeugen. Denn das Spa des Ritz Carlton befindet sich im 116. Stock des Gebäudes. Vom Pool und dem Jacuzzi außen konnte ich nochmals die tolle Skyline Hongkongs bewundern. Daneben nutzte ich das im Tagespass enthaltene Fitnessstudio. Von Spa aus konnte man auch die täglich um 20 Uhr stattfindende Lasershow Symphony of Lights sehen. Für große Fans von Lasershows ist das Spektakel ganz nett. Meines Erachtens muss man es aber nicht unbedingt gesehen haben.
Am letzten Tag machte ich einen Tagesausflug in das 65 km entfernte Macau. Macau ist ebenfalls wie Hongkong eine Sonderverwaltungszone, weshalb man hier entsprechend Zeit für die Ein- und Ausreise einplanen muss. Als ehemalige portugiesische Provinz bietet das Stadtbild Macaus eine bunte Mischung aus asiatischer und europäischer Bauart. Darüber hinaus gibt es in Macau einige Weltkulturerbestätten, hierunter gehört auch das gesamte Zentrum (gut ersichtlich an dem Zustand der Häuser dort). Besonders sehenswert ist der A-Ma-Tempel, die Ruine Sao Paulo und das Guia-Fort, von dem man eine schöne Aussicht auf das Zentrum hat. Vor einem Spaziergang durch das Zentrum schaute ich mir aber die Kun Iam Statue und den Macau Tower an. Das Angebot zum Bungee-Jumping ignorierte ich dabei geflissentlich.
Daneben ist Macau – was mir neu war – als das Las Vegas Asiens bekannt und erzielt mittlerweile sogar höhere Wettspielumsätze als das US-Vorbild. Ein kurzer Abstecher in das The Venetian durfte daher nicht fehlen. Neben der riesigen Spielhalle befindet sich im 1. Stockwerk ein dem Stadtbild Venedig nachempfundenes Einkaufszentrum – inklusive Himmel, Kanälen und singenden Gondolieren. Zurück nach Hongkong nahm ich dann nicht den Bus, sondern das Speedboat. Das Boot bestieg ich nach zahlreichen Gerüchten über viel Seegang und sich übergebenden Mitfahrern mit etwas flauem Gefühl. Entweder sind diese Gerüchte aber etwas übertrieben oder ich erwischte einen besonders ruhigen Tag.
Am Abend hieß es dann Abschied von Hongkong nehmen und zurück in die Heimat. Alles in allem ist Hongkong eine sehr interessante Stadt mit einer beeindruckenden Skyline sowie einem bunten Mix aus Hochhausdschungel und chinesischer Kultur – auf jeden Fall einen Besuch wert!
Kisses, Pia